Seien wir realistisch: Das Grundeinkommen wird nicht von heute auf morgen einfach eingeführt. Wir sollten deshalb besser kleine Teilziele anstreben, als am großen Ganzen zu scheitern. Es gibt zwei Stellschrauben, das Grundeinkommen schrittweise einzuführen: seine Höhe, sowie seine Beschränkung auf bestimmte Personengruppen. Rentner sind eine solche Gruppe. Warum Rentner? Einfach der Gerechtigkeit halber.
Sind sie arm, können sie am wenigsten dafür tun, diesen Umstand abzuändern. Kinder können zwar auch wenig tun, werden aber später im Leben noch viele Chancen bekommen. Deshalb und aus Respekt der älteren Generation gegenüber sollten, wenn nicht alle, zumindest Rentner ein würdevolles Leben führen können. Ein weiterer Grund: Alle, die behaupten, dass ein Grundeinkommen faul macht, hätten keine Argumente gegen ein Grundeinkommen ab einem bestimmten Alter. Rentner sollen ja gar nicht mehr produktiv sein, wenn sie es trotz Grundeinkommens noch sind, wäre das eher ein Argument, es auch auf weitere Bevölkerungsgruppen auszudehnen. Noch ein Grund: die meisten Rentner kommen ganz gut über die Runden. Es gibt relativ wenige, die wirklich arm sind. Eine Finanzierung ist deshalb sehr unproblematisch.
Schauen wir uns kurz die Zahlen an. Die Deutsche Rentenversicherung zählte Ende 2008 gut 20,3 Millionen Rentner – darunter auch 3,3 Millionen Witwen und Witwer unter 65. Das heißt 17 Millionen Menschen über 65 bezogen staatliche Rente, rund 1,3 Millionen davon lebten im Ausland. Wenn wir diese Zahlen mit denen des Statistischen Bundesamts vergleichen, müssten 2008 außerdem von 16,7 Millionen Menschen über 65 in Deutschland etwa eine Million keine gesetzliche Rente bezogen haben. Unter den Menschen mit geringer oder ohne Rente befinden sich allerdings auch etwa 600.000 ehemalige Beamte, deren Pensionen deutlich über den normalen gesetzlichen Renten liegen. Beamtenpensionen kosten 20 Milliarden Euro pro Jahr, die gesetzlichen Renten 170 Milliarden Euro.
Bei Gleichverteilung dieser Gelder könnten 18 Millionen Menschen jeweils knapp 900 Euro pro Monat erhalten – die Krankenkassenbeiträge wären dabei auch schon bezahlt. Wäre das gerecht? Ich denke: Ja! Gerade diejenigen, die heute hohe Renten und Pensionen beziehen, hatten doch in der Vergangenheit immer gut bezahlte Arbeit. Das ist natürlich auch eine Folge persönlicher Entscheidungen – hat jedoch auch eine Menge mit Glück zu tun. Menschen deren Leben von langen Phasen der Arbeitslosigkeit bestimmt war, werden im jetzigen System dagegen bei Erreichen des Rentenalters zum zweiten Mal bestraft.
Was soll daher verkehrt sein an einem Grundeinkommen im Alter, das schon heute ohne finanzielle Belastungen machbar ist?
Vielleicht dass die anständigen Leute ihr Leben lang malocht haben und nicht vorgesirgt haben weil sie eben Ansprüche erworben haben während das Pack nur Bier gesoffen hat, und das ohne zu wissen dass im Alter alle das Selbe bekommen?
Klar, das ist berechtigte Kritik. Dann müssten wir bei einer Einführung des Grundeinkommens für einen weichen Übergang sorgen, indem die bisherigen Ansprüche weiter gelten – also das Grundeinkommen dann nur aufgestockt wird bis zu der Höhe des Anspruchs.
Nichtsdestotrotz denke ich, dass die meisten Menschen, die dann mehr Geld im Alter erhielten gar nicht zum „Pack“, das „nur Bier gesoffen hat“ gehören, sondern einfach nur lange Zeit von Arbeitslosigkeit und prekären Arbeitsverhältnissen betroffen waren – was zu untersuchen wäre.
Interessanter Beitrag! Ich glaube das nicht die Finanzierung eines Grundeinkommens (auch eines ausgeweitetem auf alle Bürger) nicht das Problem ist, sondern viel mehr die Umstellung des Systems. Vorallem in Anbetracht der Tatsache, dass unser Rentensystem auf dem Umlageverfahren beruht, ist eine Einführung einer Grundrente problematisch. Denn nicht nur die Ansprüche der aktuellen Renter gelte es zu befriedigen, sondern jeder der heute einzahlt baut gleichzeitig Ansprüche in der Zukunft auf. Doch nur durch Beiträge liese sich ihr vorgeschlagener weicher Übergang mit geltenden Ansprüchen finanzieren.