800 Euro müssen genug sein!

Susanne Wiest fragt noch bis zum 8. November 2010 die Leser ihres Blogs, wie hoch das Grundeinkommen ausfallen soll. Zur Wahl stehen 800, 1.000, 1.200 und 1.500 Euro. Hier mal ein kleiner Zwischenstand:

43 Prozent wünschen sich das Luxuseinkommen.

1.500 Euro überwiegen eindeutig – 800 schneiden am schlechtesten ab. Am 10. Juli begründete Wiest in einem Blog-Eintrag, warum 900 Euro nicht reichen und hat damit vielleicht den Grundstein zu dem Ergebnis der Umfrage geliefert. Ich finde, die Begründung hinkt etwas. Ja, es ist richtig, dass 900 Euro nicht viel sind, wenn man Vollzeit beschäftigt ist. Doch wir sprechen hier von Grundeinkommen – völlig ohne Arbeit. Jeder hat dann noch genügend Zeit, etwas hinzuzuverdienen. So wie es Susanne Wiest selbst auch heute bei Facebook geschrieben hat:

800 Euro Grundeinkommen wären noch kein Gesamteinkommen.

Ich gehe außerdem davon aus, dass jeder Mensch ein Grundeinkommen erhält, auch Kinder. Familien bräuchten sich also nicht zu sorgen. Ich plädiere deshalb dafür, keinen Luxus für jeden einzuführen, sondern realisitisch zu bleiben. Wir sollten ein finanzierbares und deshalb durchführbares Grundeinkommen von 800 Euro fordern und dafür alle Lohnnebenkosten und Steuern auf Arbeit abschaffen – dann gäbe es auch wieder genügend Anreize, Arbeit anzubieten und anzunehmen – ganz ohne staatliche Eingriffe. Einige hundert Euro Zuverdienst sollten dadurch selbst für unqualifizierte Arbeitskräfte zu schaffen sein.

28 Antworten auf „800 Euro müssen genug sein!“

  1. Hier ein Modell der SPD (Solidarisches Grundeinkommen), wo zu den 800 Euro noch die Kranken-/Pflegeversicherung hinzukommt – sonst landet man nämlich wieder bei ca. 600 Euro (siehe auch das solidarische Bürgergeld der CDU):
    http://bgekoeln.ning.com/profiles/blogs/modell-fuer-ein-solidarisches

    Auch das solidarische Bürgergeld könnte, daran angepasst, so ähnlich aussehen:
    http://www.grundeinkommen.de/17/01/2009/althaus-plus-ein-rechenexempel.html

    Ob nun ca. 1000 Euro inklusive Kranken-/Pflegeversicherung (z.B. in Höhe von 200 Euro) oder 800 Euro plus Kranken-/Pflegeversicherung – unter 1000 Euro in ein Grundeinkommen einzusteigen, wird in den nächsten Jahren keinen Sinn machen, denn es wäre schon bei den heutigen Lebenserhaltungskosten nicht mehr bedingungslos!.

    Mit der Reform der Kranken-/Pflegeversicherung könnte nach dem erwähnten Muster auch sofort beginnen:
    http://bgekoeln.ning.com/profiles/blogs/petition-gesetzliche

    Beste Grüße aus Köln
    Henrik Wittenberg

  2. Wir halten es für ungünstig, in der jetzigen Diskussionsphase der Grundeinkommenshöhe und der Finanzierbarkeit zu hohen Stellenwert einzuräumen. Ein Dialog sollte noch viel intensiver als bisher den Arbeitsbegriff und damit auch die Frage „Wie wollen wir leben?“ in den Vordergrund stellen. Ein solches gesellschaftliche Gespräch sollte jeden Bürger einbeziehen und nicht nur von Prekariatsgesichtspunkten ausgehen.

    Dies ist auch Ziel unseres Projektes „Eingriffe in den öffentlichen Raum: Scheck-Aktion“, das als physischen Träger mit Grundeinkommensschecks über 1.500 Euro arbeitet.

    http://www.scheck-aktion.de

  3. Sind 1500 Euro im Monat nicht zu viel?

    Würde der Betrag 800 Euro lauten, würden sich Fragen des Mangels ergeben wie: Kann ich davon meine Miete bezahlen? Kann ich mich damit noch gesund ernähren? Kann ich von 800 Euro auch ab und zu in die Oper gehen? Können meine Kinder weiterhin eine freie Schule besuchen? Bleibt mir ausreichend Raum für meine ehrenamtlichen Initiativen?

    Stattdessen sollen Fragen nach dem wirklichen Kern meines Selbst und meiner Verbindung mit der Welt erscheinen: Wo liegen meine Fähigkeiten? Wie kann ich sie ausbilden? Wie kann ich sie zum Wohle aller in den Sozialen Organismus einbringen? Wie finde ich meinen Platz? Was will ich mit meinem Leben erreichen?

    Quelle: http://www.scheck-aktion.de/Scheck-Aktion_Die_Idee.html

  4. Ich hatte mich kurz vor dem Einrichten der Umfrage damals in einer E-Mail an Susanne gewandt, in der ich die Höhe von 1500,- EUR (die sie ja auch vertritt) als aus meiner Sicht utopisch darstellte; ich wollte damals mal erklärt haben, warum es so hoch sein soll – detailiert! Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten… Das ist aber nicht mein Problem; aber erwähnen darf man es ja mal… Die 1500,- werden ja von sehr vielen verteten; aber konkret mal benannt, wie diese Höhe genau zustande kommt, dies habe ich bisher hier auf FB nicht sehen können.

    Den Einzigen, den ich bisher auf FB „getroffen“ habe, der, wie ich, 800,- EUR für angemessen hält, ist Matthias Lindemer. Ich muss gestehen, daß ich mich seit einiger Zeit aus der Diskussion um die Höhe zurückgezogen habe, weil ich einfach zur Kenntnis genommen habe, daß die große Mehrheit 1500,- EUR haben will. Und da es nach einem Abwägen von FÜR und WIDER (der 1500,-) nicht sein, kann, daß man etwas übernimmt, von dem man nicht überzeugt ist, daß es der rechte Weg sei, um diese tolle IDEE des BGE einzuführen, bleibt dann nur der Rückzug in diesem Punkt… Ich bin Demokrat! Aber Verbiegen werde ich mich nicht; ich habe halte eine andere Auffassung zur Höhe… Mehr ist es ja auch nicht…

    Im Übrigen lehne ich ein Konsumsteuer-Modell zur Finanzierung (wie es z.B. Götz Werner favorisert) ab; ich möchte es über die Einkommensteuer und die Streichung anderer Steuern finanziert haben. Das bin ich auf der „Linie“ des HWWI.

    In diesem Sinne,
    800,- EUR sind genug!

  5. Ist die genaue Höhe nicht ein Detail, das man besprechen kann, wenn es soweit ist?
    Ich sehe hier, wie in den Besteuerungsfragen des Zusatzeinkommens, das jeder hinzuverdienen kann, einen Gestaltungsfreiraum, den es zu füllen gilt, wenn die Grundforderung nach dem BGE erst einmal durchgebracht, gesellschaftlich gewollt und politisch merhheitlich akzeptiert ist. Bis es soweit ist, sollten m.E. alle Befürworter zusammenhalten und sich zwecks gleicher Zielsetzung gegenseitig stärken.

  6. 1000€-1250€ denk ich würde in der aktuellen Lage passen.
    Man darf nicht vergessen, die 1500€ waren von Herr Götz auf weite Sicht gedacht.
    Es geht darum, einen Betrag zu finden der Grundsicherung + Kulturteilhabe erfüllt.

    800€ sind zum heutigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Es geht darum Tätigkeiten in unserer Gesellschaft zu ermöglichen und nicht Leute in Erwerbsarbeit zu drängen (tun wir heute).

    Die Konsumsteuer ist Zukunftsweisend. Die Konsumsteuer wird auch ohne Grundeinkommen an Wichtigkeit gewinnen. Das Grundeinkommen ist der Soziale Ausgleich zur Konsumsteuer.

  7. @minorityes:

    Aus meiner Sicht ist die Höhe nicht ein Detail, welches man „später“ besprechen sollte, denn eine Volkswirtschaft muss in der Lage sein, eine BGE zu finanzieren. Mit liegen bisher Modelle für die Finanzierung über die Höhen von 600, 800 und 1.000 EUR vor. Mir ist kein Modell bekannt, das 1500,- EUR überhaupt für machbar hält. Des Weiteren nehme ich in der (privaten) Diskussion immer wieder wahr, daß die Höhe eine maßgebliche Rolle spielt…

    @Martin M:
    Einverstanden, daß Sie es so sehen. Ich sehe es anders: Uzwar aus einem globalen Gesichtspunkt heraus; und da ist für mich keine zukunftsweisende Strategie erkennbar. Aber OK, jeder hat halt seine Vorstellungen…

  8. An alle Befürworter von 1.500 Euro Grundeinkommen. Wir sind da schon ziemlich nah am Bruttosozialprodukt pro Kopf und Monat von 2.600 Euro dran. Allein das Grundeinkommen kostet damit schon knapp 60 Prozent des Wirtschaftsleistung. So hoch müsste also auch die Mehrwert- bzw. Einkommensteuer je nach Modell ausfallen – ohne dass dann beispielsweise bereits Kindergärten und Schulen finanziert wären. Ich stell mir das schon möglich vor. Aber gleichzeitig müssten alle vorhandenen Gehälter drastisch gesenkt werden – im Schnitt sind dann nur noch 1.100 Euro pro Person möglich.

    Das in ganz Deutschland, vielleicht sogar europaweit durchzusetzen, sehe ich als ein Ding der Unmöglichkeit an.

    Bei 800 Euro sehen diese Zahlen schon anders aus. Unter 30 Prozent Mehrwert- oder Einkommensteuer für das Grundeinkommen. Im Schnitt 1.800 Euro Netto-Einkommen. Das hört sich doch realistischer und damit durchsetzbar an.

    @minorityes: Wir wollen doch alle das Grundeinkommen durchsetzen und wirklich einführen. Ich habe nur Angst, dass es aufgrund zu hoher Forderungen gar nichts damit wird.

    @Ralf Engelke: Ich habe sogar Bedenken, dass selbst die Forderung nach 800 Euro zu viel ist, um das Grundeinkommen überhaupt erstmal einzuführen.

    @Steffen Skalé: Schön, mal einen Bedenkenteiler zu lesen.

    @Martin M: Ich finde auch, dass die Konsumsteuer, die Steuer ist, die das alles finanzieren sollte. Denn konsumieren müssen alle, für Geld arbeiten in einem solchen System nicht. Und ich bin dafür, eher den Konsum einzuschränken als den Anreiz, eine Arbeit aufzunehmen.

    Ich bin der Meinung, dass 800 Euro durchaus zur Kulturteilhabe ausreichen – völlig zwanglos ist das nicht. Aber wo ist denn die Grenze?! Ich denke, es ist nicht unzumutbar, in eine WG zu ziehen oder sich als Familie eine Wohnung zu teilen – oder überhaupt mehr zu teilen: Ist das nicht auch Teilhabe?

    Ich habe nicht viel Geld und fahre trotzdem viel rum, trinke viel Bier in Kneipen und gehe oft zu Konzerten. Dann muss man eben mal die Mitfahrgelegenheit nehmen, beim Essen wird’s eben mal nicht das Fünf-Sterne-Super-Schnike-Restaurant. Und bei Konzerten reicht’s eben nicht jede Woche Hundert-Euro-Karten zu kaufen. Wo ist das Problem?

    1. Das Problem beginnt dann, wenn ich nicht die Wahl habe, weil sich das Grundeinkommen wieder am Stern der Knappheit orientiert.

      Wenn ich in eine WG ziehen möchte, um mehr Geld für andere Dinge ausgeben zu können, dann sollte dies allein meine Entscheidung sein und nicht von der Höhe des GE abhängen. Zwingt mich die Höhe des GE zu diesem Schritt, weil ich ansonsten meinen Konsum an anderer Stelle unangemessen einschränken müsste, dann ist das GE nicht wirklich bedingungslos.

      Verzicht sollte immer nur eine freiwillige Option sein:
      http://bgekoeln.ning.com/video/bedingungsloses-grundeinkommen

      Zum Schluss etwas Erhellendes zur deutschen Haushaltslage:
      http://bgekoeln.ning.com/profiles/blogs/schaeuble-eine-billion-euro-im

      Beste Grüße aus Köln
      PS: Warum wurde mein erster Kommentar (Aug 18 2010 13:1) noch immer nicht freigeschaltet?

      1. Wie gefragt, wo ist die Grenze? Demnach könnte man auch argumentieren: Wenn ich mir mit Grundeinkommen keinen Ferrari leisten kann, dann ist es nicht bedingungslos. Bedingungslos heißt für mich nur: Jeder bekommt es – aber nicht: Jeder kann sich damit alles leisten.

        PS: Manche Kommentare werden von WordPress nicht automatisch freigeschaltet und ich bin nicht die ganze Zeit an einem Computer, um das zu tun.

  9. @Jörg Seipelt:

    Schön, daß es noch realistisch denkende 😉 Menschen gibt! Ich bin absolut auf Ihrer Linie, was die Ausführungen zur Höhe betriff!

    Mal zur Höhe eine kleine Berechnung: Wenn eine Lebensgemeinschaft (2 Menschen) 2 x 800,- EUR bedingungslos bekommt, dann haben sie 1600,- EUR; wenn sie ein Kind haben wollen, dann haben sie 3 x 800 = 2400,- EUR. Wohlgemerkt ohne(!) daß sie arbeiten müssten.

    In Hartz-4 sähe das in etwa so aus: 2 x 359,- EUR zzgl. Miete von sagen wir mal für eine ~ 65 m² Wohnung von ca. 500,- EUR (ich finde das ja schon hoch, aber mal egal) = 1218,- EUR – hätten also 382 EUR mehr als unter Hartz4… Mit Kind würde der Anteil des Mehr als Hartz-4 nicht geringer ausfallen————> Ist das wirklich sooooo wenig?

    Noch ein Letztes:

    Wir leben in einem Rechtsstaat; alle Gesetze, die bisher erlassen worden sind (seit es die BR gibt) sind auf der Grundlage von Fakten, nakten Faken erlassen worden. Das kann man kritisieren oder bemängeln, aber es ändert nichts an der Tatsache. Es sei denn, man schafft gleich auch noch den Rechtsstaat ab, der ja aber doch das BGE auch garantieren sollI, oder? Insofern MUSS es einen konkreten Entwurf zur HÖHE geben.. Und zudem einen, der auf europäischer Linie tragfähig und realistisch ist. Und das sind Entwürfe jenseits der 1.000 EUR ganz sicher nicht!

    1. Dass einem ein Grundeinkommen mit wachsender Kinderanzahl ein Leben in „Saus und Braus“ ermöglicht, ist ein gerne bemühtes Argument von BGE-Kritikern. Letztlich offenbart dies einen archaischen Arbeitsbegriff, der nur die Erwerbsarbeit als Quelle unseres Wohlstandes anerkennt, und missachte, wie sehr Eltern durch ihre Familienarbeit zum gesellschaftlichen Wohlstand beitragen.

      Formal leben wir sicher in einem Rechtsstaat, aber heißt das auch, dass alles von diesem Staat unternommen wird, damit es zu keiner unangemessenen Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsschichten kommt?
      http://bgekoeln.ning.com/video/du-musst-den-guertel-enger

      Beste Grüße aus Köln
      Henrik Wittenberg

      1. Nun ja, dass es schon heute Familien gibt, die ihren Wohlstand auf ihre Kinder gründen – also quasi auf hohe Sozialtranfers – ist vielleicht nur Spekulation. Ich kenne persönlich kein solches Beispiel. Jedoch kann ich mir durchaus vorstellen, ganz schnell, ganz viele Kinder zu machen, wenn ich auf einmal für jedes 1.500 Euro im Monat bekomme. Selbst bei 800 Euro lohnt sich das. Der Mensch ist einfach ein Tier, das auf Anreize reagiert.

  10. 800€ sind ein Witz.
    Davon kann man nicht leben.

    Ein alleinstehender Hartz IV Empfänger bekommt heute schon mehr als 800€:
    Wohngeld + Heizung + Regelleistung + RV + PV + KV

    Ein BGE ist m. E. nur dann ein richtiges BGE, wenn man davon (zwar bescheiden aber) menschenwürdig leben kann.

    Unter einem BGE versteht man allgemein ein

    – allen Menschen individuell zustehendes und garantiertes,
    – in existenzsichernder Höhe (Armut verhindernd, gesellschaftliche Teilnahme ermöglichend),
    – ohne Bedürftigkeitsprüfung (Einkommens-/Vermögensprüfung),
    – ohne Arbeitszwang und -verpflichtung bzw. Tätigkeitszwang und -verpflichtung

    vom Staat ausgezahltes Bürgergeld.

    800€ BGE sind demnach kein BGE (da weder Armut verhindernd, noch eine gesellschaftliche Teilnahme ermöglichend), sondern „Hartz IV bedingungslos“.

    Und es verfehlt einen weiteren wichtigen Punkt eines BGEs – es nimmt den Menschen nicht die Lohnabhängigkeit.
    Sie werden mit 800€ weiterhin lohnabhängig bleiben, somit nicht auf gleicher Augenhöhe Arbeitgebern begegnen können und diese werden dann Lohndumping hoch 3 betreiben können;
    mehr als heute. Denn dann können sie sagen, „du hast doch schon 800€, ich zahl dir noch bisschen was drauf“.
    Mit einem RICHTIGEN BGE kann man dann sagen – „L. m. a. A.“ und gehen.
    Mit 800€ wohl kaum…

    Was die 1500€ angeht – die sind, wie Ralf Engelke bereits bemerkte, schwer vermittelbar.
    Aber Susanne kann ich auch verstehen – sie sagt, sie setzt höher an, denn am Ende wird es eh niedriger (wenn sich ein BGE durchsetzt).
    Demnach – wer jetzt 800€ BGE fordert, braucht sich nicht zu wundern, wenn am Ende 500€ oder so rauskommen und die Verhältnisse (arm und reich) sich noch mehr verschärfen.

    1. Ich lebe nicht von Hartz IV – kann es deshalb schlecht einschätzen, wie es wirklich ist. Doch ich weiß, dass es nicht bedingungslos ist. Und wenn mich jemand fragen würde: Willst du lieber 500 Euro ohne Bedingungen oder 1000 Euro, wenn du ständig zum Amt gelaufen kommen musst, Urlaub beim Amt beantragen musst, Zuschüsse für Kleidung und Haushaltsgeräte beantragen musst, du jeden Job annehmen musst und und und, … dann wäre für mich die Entscheidung klar:

      Ich nehme die 500 Euro. Und ich finde, darum geht es. Ich bekomme einfach schon mal ein Startkapital für den Monat, von dem ich überleben kann, nicht verhungere, mir zumindest ein kleines Zimmer in einer WG leisten kann und auch am kulturellen Leben wenigstens etwas teilhaben kann.

      1. Ein BGE, welches keine freien Entscheidungen und gesellschaftlich Teilhabe ermöglicht, erreicht genau das Gegenteil von dem was es möchte.

        Nehmen wir Ihre 500 Euro (ich denke mal ohne KV), dann, sogar wenn man ein extrem günstiges Zimmer (keine Wohnung) hätte, müsste man in einer durchschnittlichen Kleinstadt mindestens 200 – 250 Euro warm rechnen. Dazu kämen weitere Fixkosten (Haftpflichtversicherung, ich weiß hat keiner^^, Internet etc.). Damit würde dieser Mensch nicht nur keine gesellschaftliche Teilhabe besitzen, sondern wäre sogar gezwungen zu arbeiten. Was wiederum dazu führt, dass man Unternehmen extrem subventioniert und es wieder keinen echten ArbeitsMARKT gibt.

  11. P.S.

    @ Steffen Skalé
    (Posting) Aug 18 2010 16:56

    1. Kinder bekommen nicht die gleiche Höhe BGE wie Erwachsene;
    ganz gleich, bei welchem BGE-Modell.

    2. Mehrere Personen, die zusammen leben zahlen im Verhältnis im immer weniger Miete als ein Alleinstehender;
    ob mit oder ohne BGE.

    1. Eigentlich könnten Kinder die gleiche Höhe bekommen – wir könnten von diesem Geld jedoch gleich einen Betrag abzapfen, den Kindergärten, Schulen, Universitäten und alles drumherum wie Essen und Bücher dort kosten.

      1. Irgendwo müssen wir uns in der Meinung ja mal unterscheiden. 🙂 Ich beziehe mich in meinen Aussagen nicht auf irgendein vorliegendes Modell, sondern denke einfach laut. Denn darum geht es, bisher hat es ja noch kein Modell geschafft, mal eingeführt zu werden.

  12. Ich persönlich finde ein BGE super und absolut notwendig!
    Die Höhe muss mindestens so hoch sein, dass von seiner „Nettokaufkraft“ eine gesellschaftliche Teilhabe erhält. Daher richtet sich die Höhe stark nach dessen Finanzierung. Wenn man es über die Konsumsteuer machen möchte und alle anderen Steuern wegfallen, muss es zwangsläufig recht hoch sein.
    Ich persönlich würde es am liebsten über eine Finanztransaktionssteuer auf jede getätigte Finanztransaktion und eine einheitliche Konsumsteuer von 25% finanzieren. Wer sich für diese überaus interessante Idee interessiert sollte sich mal diese Page anschauen http://www.apttax.com/.
    Dabei wären sogar Höhen möglich, die vielen Menschen jetzt absolut utopisch erscheinen. Dies wiederum würde eine echte Dienstleistungsgesellschaft ermöglichen, nicht diesen parasitären Blödsinn, den wir jetzt Dienstleistunggesellschaft nennen. Das HWWI-Modell bestraft immernoch Einkommen aus Arbeit zu hart.

    1. Eine Finanztransaktionssteuer finde ich auch super. Heutzutage wird bei Rohstoffen bis zu 50mal hin und her gehandelt, bevor beispielsweise Weizen beim Endverbraucher landet. Am Anfang ist der Preis dabei noch kleiner. Bei 0,3 Prozent Steuern pro Transaktion würden wir also auf jeden Fall bei unter 15 Prozent vom Endverbraucherpreis landen. Plus 25 Prozent Mehrwertsteuer und wir haben 40 Prozent – eher weniger. Reicht also derzeit für ein Grundeinkommen von unter 1000 Euro dieses System.

      1. Nein, es wäre weit mehr möglich.

        Es hängt im Prinzip vom Prozentsatz der Steuer ab. Das große Problem bei einer Finanztransaktionssteuer ist grundsätzlich, dass alle großen Industrienationen (Nordamerika, Europa, China, Russland) sich beteiligen müssen.

        Aber die Möglichkeiten sind gewaltig, man muss sich nur mal vorstellen wieviel sinnvolle Arbeitsplätze möglich wären, wenn Durchschnittsbürger eine weit größere Kaufkraft hätten.

        Wenn man dann zusätzlich noch die ganzen derzeitigen parasitären Arbeitsplätze, die nur durch überflüssige Gesetzte, Subventionen etc. entstehen, abbaut. Glaube ich wirklich, dass eine interessante und lebenswerte Zukunft auf uns wartet.

  13. @Henrik Wittenberg:

    Also ich sehe mich weder als BGE-Kritiker, noch habe ich ein Argument geliefert, daß man mit „wachsender Kinderanzahl“ in „Saus und Braus“ leben könnte. Ich bitte Sie einfach darum, daß schlicht als Rechenbeispiel zu sehen; ich distanziere mich ausdrücklich von Ihrer subjektiven Interpretation in diesem Punkt; meine Assoziationen sind dies nicht!

    Auch kann ich nicht nachvollziehen, wie Sie zu dem Schluss kommen, daß ich einen archaischen Arbeitsbegriff offenbart hätte (in meinen Ausführungen) … Das kann ich weder so sehen, noch teile ich diese Sichtweise!

    Ich habe versucht, darzustellen, warum ich (auch) eine feste Höhe im Rahmen der Einführung des BGE für richtig halte. Mehr nicht. Ihre etwas rhetorische Frage, die aber im Kern nichts mehr mit meinem Ansinnen (der Begründung, daß man in einem Gesetz konkret etwas hineinschreiben muss (= die Höhe)), zu tun, verwundert mich doch etwas? Denn was wollen Sie mir damit sagen? —> Es gibt keinen Staat (auf dieser Welt), der alles(!) dafür unternehmen kann, daß es zu keiner unangemessenen Benachteiligung kommt. Das ist die ewige Illusion von der Gerechtigkeit für alle. Die kann es nicht geben; einfach schon deshalb nicht, weil jeder Benachteiligung anders sieht. Nicht, daß wir uns falsch verstehen: Der Staat muss diese Aufgabe wahrnehmen, aber er kann sie niemals zu 100% für alle „gerecht“ umsetzen.

    Beste Grüße aus Köln
    Henrik Wittenberg

    @ForMoreDemocrazy:

    Das ist schon klar; mein Ansinnen war es, zu verdeutlichen, daß man nicht weniger hat, als heute ein Hartz-4-Empfänger. Und dabei bleibe ich. Ich muss aber korrekter Weise (ich habe dies vorhin überlesen) dann zu meiner Höhe der 800,- EUR korrigierend anmerken, daß ich die PV+KV da nicht drin hatte; also mit diesen dann etwa um die 1000,- EUR nominal… Das könenn Sie auch im oben zitierten Blog (erstes Posting, der Link von Susanne Wiest) nachlesen; dort habe ich unter „PlacidusPlagiat“ im Prinzip das gleiche geschrieben, zur Höhe, was hier auch steht..

  14. @Jörg Zeipelt / Aug 18 2010 20:32

    … aber bitte daraus nicht den kühnen Schluss ziehen, daß man nicht (mehr) selber denkt; man kann ja die Modelle als Vorlage dafür nehmen, um für sich a) einen Überblick zu bekommen, b) das Rad in bestimmten Punkten nicht neu erfinden zu müssen und c) es eben als Ansatz für eigenes Denken zu nehmen…

    Ich erwähne es nur der Form halber…

    Ich hatte z.B. auch auf Facebook mal in einer Frage von mir aufgeworfen, warum gerade jetzt die Zeit dafür reif sein sollte, daß BGE einzuführen; unter dem Hintergrund, daß es seit 1848 keine derartige „Revolution“ mehr gegeben hätte und ich im Zuge der seitdem (zu recht) extrem stattgefundenen Individualisierung und Verrechtlichugng des Staates (Komplexität) ich Zweifel daran habe, daß das ganze (so wünschenswert es wäre) überhaupt in dieser Gesellschaft die breite Akzeptanz finden kann(!)….. Alles extrem stark verkürzt… Antworten oder Ideen gab es damals keine auf FB… Sicher, kein Drama, aber beschäftigen tut mich z.B. auch dieser Aspekt.

    Ich lese ja immer sehr viel (auf FB) von der Vision des Grundeinkommens; aber der Mensch ist eben dem Wesen nach leider kein Visionär und von daher muss man auch Zweifel anmelden dürfen, daß sich alle von einer Vision überzeugen lassen. Fakten sind hier aus meiner Sicht doch „besser“; das schließt ja nicht aus, daß ich diese Vision habe; aber ich argumentiere nicht mir ihr… usw, usw…

    Beste Grüße,
    Steffen

  15. @ Steffen Skalé

    Zitat: „…mein Ansinnen war es, zu verdeutlichen, daß man nicht weniger hat, als heute ein Hartz-4-Empfänger.“

    Das stimmt nicht.
    Hartz IV Empfänger bekommen z.T. sogar mehr als isges. 800€.
    Und selbst das ist noch zu wenig.

    1. Ich korrigiere meine Aussage dann dahingehend, daß ich sie wie folgt fasse: „Die mir persönlich bekannten Hartz-4-Empfänger erhalten (bisher) keine 800,- EUR oder gar noch mehr. Für die Menschen, die ebenfalls wie ich in der Region Wittenberg/Dessau/Zerbst wohnen und Single sind, ergibt sich i.d.R. kein Regelbetrag über 800,- EUR.“ — Wenn es in anderen Regionen so sein sollte, daß man deutlich mehr als 800,- EUR bekommt, dann wäre natürlich die von mir pauschal gemachte Angabe, daß man „nicht weniger“ hätte, nicht korrekt.

      Daß der Hartz-4-Regelsatz im Allgemeinen zu niedrig, das habe ich sehr deutlich im Blog von Susanne Wiest (vgl. erstes Posting dieses Blogs) geschrieben. Hartz-4 ist repressives Unrecht; damit wir uns hier mal nicht falsch verstehen!

      Ich möchte aber, daß das BGE auch tatsächlich eingeführt und nicht, wie immerhin seit 4 Jahren nur randständig darüber berichtet wird. ABER dies halte ich nur mit einer Höhe um die 1.000 EUR (nach Abzug von KV, PV –> vermutlich zwischen 800-850 „effektiv“) für machbar und für realistisch.

      Mein Blick -in Sachen BGE- richtet sich aber auch auf Europa; und wenn Sie nach Italien, Spanien, Portugal, Griechenland etc. blicken, dann erfahren sie dort, daß die Menschen vom deutschen Sozialsystem nur träumen können; das ist einfach die Realität. Und da das BGE eine europäische Initiative ist (was ausdrücklich zu begrüßen ist) und ich möchte, daß die Chancen zu seiner Einführung auch steigen, möche ich eher moderate Höhen. Daß man die Höhe später, wenn man in Europa erkennen würde, daß die Haushalte dies erlauben, auch anpassen könnte, dies steht doch außer Frage. Ich glaube zwar nicht, daß dies der Fall sein könnte, aber unmöglich ist ja nichts. Um es ganz deutlich zu sagen: Ich ziehe in diesem Punkt, dem der Einführung(!) eines BGE, die Pragmatik und die Gleichbehandlung aller europäischen Staaten vor einer nationalen Lösung im (fast) Alleingang vor.

      Ich denke aber, es ist auch müßig, darüber endlos zu schreiben; wir haben eben 2 unterschiedliche Auffassungen, was die Höhe betrifft.

      In diesem Sinne, beste Grüße
      von einem BGE’ler!

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